16. April 2020
Heut ist mir zum Heulen zumute!!!

Jetzt steht es also fest, Kita und Grundschule bleiben bis auf Weiteres geschlossen. 
Dieser klitzekleine Funke Hoffnung, welchen ich wohl doch unbemerkter weise in mir getragen habe, dass nach den Osterferien wieder etwas Normalität zurückkehrt – TOT.

Mir war zum Heulen zumute. Diese Trauer wollte einfach mal gespürt werden.

Die ersten Stunden des Tages konnte ich es noch ganz gut verdrängen, doch meine Kinder...
-quengelig ohne Ende
-fordernd in jeder Sekunde
Dann diese unbändige Unordnung, Spielzeug ÜBERALL. 
Und kurz nach dem ich es endlich geschafft hatte den Frühstückstisch freizuräumen, fragt schon der erste nach dem Mittagessen. 
AAAHHHHHHH – Tränen kullern über meine Wange.
Die große fragt einfühlsam „Mama, was ist los?“

Ja, was ist eigentlich los mit mir?
Zeit für Selbstklärung...

Wie geht es mir? Welches Gefühl ist da gerade so präsent?
Ich bin traurig, besorgt, genervt und unzufrieden. Außerdem auch erschöpft und deprimiert.
Das darf jetzt alles da sein. Ich weine. Zusammengekauert sitze ich am Küchenboden und weine... 
In Gedanken begleite ich mich selbst liebevoll. Ich trauere um meinen Alltag, den ich bis März noch hatte. Den ich mir gerade erst aufgebaut hatte. Das darf jetzt sein, das ist OK. Ich erlaube mir, diese Gefühle voll zu spüren, sie raus zu lassen ohne sie weghaben zu wollen. Sie gehören zu mir und sie möchten mir etwas sagen...

Welches Bedürfnis oder welche Bedürfnisse sind denn da so im Mangel?
Ich merke, dass ich mich nach Ordnung sehne. Ordnung im Sinne von aufgeräumt und Ordnung im Sinne von alles läuft in geregelten Bahnen. Im Moment ist beides ziemlich durcheinander.
Außerdem fehlt es mir an Ruhe, Zeit für mich und Selbstbestimmung. Zeit und Ruhe um Dinge zu tun, die mich mit Sinnhaftigkeit erfüllen. 
Ich spüre, dass ich traurig bin. Traurig, weil alles anders gekommen ist, als ich es mir vorgestellt hatte. Monate lang liefen die Vorbereitungen, um endlich als Selbstständige durchzustarten. 
Die kleinen waren gut in ihrer Kinderkrippe eingewöhnt, fühlten sich dort richtig wohl. 
Jetzt wäre die Zeit, um mich endlich wieder selbst zu verwirklichen. 
Und dann kam alles anders.
Mein achtsamer Eltern-Treff durfte nur einmal stattfinden bevor Kitas und Schulen geschlossen wurden. So sehr hatte ich mich darauf gefreut, andere Eltern zu unterstützen. 
Das wollte und durfte einfach mal betrauert werden. 
Ich bin besorgt, wegen der Ungewissheit wie alles weiter geht.
Ich bin genervt und unzufrieden, weil es mal wieder so ist, dass ICH mein Leben auf den Kopf stellen soll, während mein Mann ganz normal weiter arbeitet. Natürlich bin ich auch Dankbar dafür, doch jetzt bin ich genervt deswegen und auch das darf sein. Da klingelt mein Bedürfnis nach Gerechtigkeit an der Tür. Außerdem bin ich erschöpft, unausgeschlafen und vermutlich spielen mir auch die Hormone einen Streich. 

Liebevoll nehme ich mich selbst so an, wie ich gerade bin. Ohne zu bewerten, ohne mich selbst zu verurteilen. Und dann geh ich bewusst wieder in die Selbstverantwortung.
Was brauche ich jetzt, damit ich mich wieder wohlfühle? 
Wie kann ich mir den Rest des Tages so leicht wie möglich machen?
Was kann ich JETZT gutes für mich tun?

Die Tränen versiegen langsam. Ich blicke auf die Uhr, 30 Minuten später. Erstaunt und Dankbar darüber, dass die Kinder sich durchaus auch mal friedlich zusammen beschäftigen können, komme ich langsam wieder in meine Kraft. 

Bevor ich bereit war, diese vielen Einschränkungen weiter zu akzeptieren, musste ich all diesen Gefühlen, die damit verbunden sind, erst einmal einen Raum geben. Erst jetzt ist es mir möglich, die aktuellen Begebenheiten langsam anzunehmen.

Als erstes beschließe ich Musik anzuschalten, um mit den Kindern zu singen und zu tanzen.
Bedanke mich bei meiner großen Tochter für Ihre Unterstützung und erkläre Ihr auch, dass es total Okay ist, wenn einem Mal alles zu viel wird. Dass man dann aber auch wieder schauen kann, wie es einem selbst wieder gut geht. Mir hilft tanzen, sie sagt: ihr auch. Wir tanzen weiter...

Dann beschließe ich, zum Mittagessen gibt’s Pommes von der Dönerbude. Innerlich bin ich Dankbar dafür, diese Möglichkeit überhaupt zu haben. Wir ziehen uns also alle an und machen einen kurzen Spaziergang um uns die Pommes zu holen. Die Sonne scheint, es ist warm, die Kinder sind wieder ruhiger und zufrieden – so wie ich.

Während die Kleinen mittags Schlafen beginne ich diesen Blogartikel. Ich spüre, dass es mich mit Sinnhaftigkeit erfüllt. Vielleicht kann ich wenigstens ein paar von Euch mit diesem Einblick in mein Leben ermutigen. Ich möchte Euch sagen: „Es ist Okay, wenn Dir mal alles zu viel ist. Du bist wundervoll und liebenswert, genau so wie du bist!“

Ich entscheide mich, den Rest des Tages so entspannt und erwartungslos wie möglich zu gestalten. Lass mich von den Kindern und meiner Intuition leiten und wisst ihr was? Der restliche Tag war richtig entspannt...

In Liebe,
Eure Elfenmama Tatjana