20. Januar 2020
Wie funktioniert eigentlich GFK im Alltag?

Wie geht das?
Als Erstes brauche ich eine Wahrnehmung.
Mich selbst wahr nehmen.
Z.b. ich spüre Stress/Gereiztheit/Frust/Wut (oder positive Gefühle?) und nehme das erst mal wahr.
"OK, interessant, irgendwas stresst mich gerade. Was ist los? Wodurch wurde das ausgelöst"
Und da ist es GANZ WICHTIG
bei der konkreten Wahrnehmung zu bleiben und nicht auf die eigene Interpretation hereinzufallen.
Ein Beispiel:
Mein Mann kommt spät nach Hause, redet kaum mit mir, hört mir nicht richtig zu und sagt, dann er geht noch zum Sport.
Mein innerer Interpretationsweltmeister macht daraus:
"Ich bin ihm nicht wichtig, er hat keine Lust mit mir Zeit zu verbringen, alles andere ist ihm wichtiger und wie es mir geht interessiert ihn auch nicht"
!!! WOW !!!
Jetzt bin ich sauer, frustriert, enttäuscht, traurig - wegen MEINEN
Gedanken?
Wegen MEINEN GEDANKEN!!!
??? Wegen MEINEN Gedanken ???
(Blöd, da kann ich ja niemandem die Schuld geben. Kleiner Scherz.)
Okay, ich spüre also diese vielen negativen Gefühle welche in meinem Körper sofort unzählige Hormone in Gang setzen, die mir früher das Leben gerettet hätten
(in der Steinzeit, auf der Flucht vor dem Säbelzahntiger).
JETZT allerdings ist diese Körperreaktion völlig übertrieben und es liegt in meiner Verantwortung
meinem Körper zu sagen, dass ich in Sicherheit bin.
Das gelingt mir durch das wertfreie Formulieren meiner Wahrnehmung.
Also erst mal ATMEN
(damit durchbreche ich mein Reiz-Reaktionsmuster), dann frag ich mich selbst "was ist jetzt gerade passiert? Was konkret konnte ich wahrnehmen? Was hätte eine Kamera aufzeichnen können?"
= mein Mann ist vor 30 Minuten nach Hause gekommen, die Kinder schlafen schon, er redet sehr wenig mit mir und hat jetzt gesagt "ich wollt gern noch zum Sport gehen".
Interessant! Echt jetzt?
Das ist alles was passiert ist und mein Körper signalisiert mir ich bin in großer Not???
Interessant!
ATMEN
- ich spüre der Stress in mir lässt nach.
Jetzt kann ich mich fragen wie es mir geht, was ich brauche, evtl. Erwartungen in mir aufdecken und erste Vermutungen anstellen wie es ihm gehen könnte (wann ich dazu in der Lage bin).
Das Ganze im GFK-Style für ihn zusammengefasst könnte dann so klingen:
"OK, Du möchtest noch zum Sport gehen.
Das frustriert mich gerade, weil ich Dir gern noch von meinem anstrengenden Tag mit den Kindern erzählt hätte. Dein Tag war wohl auch anstrengend, oder?
Wäre es OK für Dich mir noch 15 Minuten Deine Aufmerksamkeit zu schenken und danach zum Sport zu gehen?"
Vielleicht sagt er „Ja OK“, vielleicht sagt er „Nein, ich kann jetzt nicht zuhören, ich will mich auspowern“. Beides ist gut für mich. Wir könnten ausmachen danach zu reden oder dass er sich am nächsten Tag mehr Zeit nimmt und ich kann eine Freundin, meine Mama oder Schwester anrufen und mir dort Empathie holen.
Wenn wir dann in Ruhe miteinander reden kann ich ihm auch mitteilen wie anstrengend die Abendsituationen alleine mit den Kindern für mich sind und wie sehr ich mir da seine Unterstützung wünsche.
Findest Du nicht auch, dass das SENSATIONELL MEGA GEIL
ist und so viel entspannter wie zu streiten ??????????